Rekonstruktive Spezialfälle.

„If an operation becomes difficult,it isn ´t performed properly.“

Boston Children’s Hospital, Harvard Medical School

Diesen Zeilen habe ich im Rahmen einer meiner Hospitationen am Boston Children’s Hospital, Harvard Medical School 2010 an einer Wand des Operationssaals gelesen, in welchem ich gerade dem andächtig vor sich hin operierenden auf kindliche Gesichtschirurgie spezialisierte Chirurgen und Pionier in der Erforschung und Behandlung von Hämangiomen und Vaskulären Fehlbildungen John B. Mulliken voll Ehrfurcht über die Schulter und auf die goldenen Hände schaute.

Neben all den unschätzbaren Erfahrungen aus diesen Hospitation ist dieser so einfache wie gnadenlos „richtige“ Satz bis heute ein treuer Begleiter geblieben.

Unter meinen Patienten finden sich Geschichten von unzähligen zum Teil frustranen Voroperationen, meist eine Aneinanderreihung von besten Absichten der vorbehandelten Kollegen und dann dennoch dem Ausbleiben einer vom Patienten so erhofften „Verbesserung“.

Das kann (leider) vorkommen.

Seit meiner Promotion im Jahre 1997 sind nun mehr als 25 Jahre vergangen und so habe ich viel Zeit in Krankenhäusern, OP-Sälen, Ambulanzen, Bettenstationen und Forschungslabors verbracht und weiß:

Die meisten Komplikationen ereilen Patienten schicksalshaft und niemand, wirklich niemand kann etwas dafür, auch der Patient nicht. Abgesehen davon ist das meiner Erfahrung nach für die Patienten lange Zeit nicht das Wesentlichste - im Unterschied zu Ärzten die sich meist zuallererst Fragen, was sie selbst da falsch gemacht haben, oder hätten anders oder zumindest besser machen können. Im Rahmen meiner eigenen und der Ausbildung jüngerer Kollegen habe ich mich früh mit Fehlern, Schaden, Schuld und Zuständigkeit befaßt. Denn aus einem Fehler zu lernen ist es das Eine, dazu zu stehen, und wenn tatsächlich durch einen Behandlungsfehler eine Komplikation entstanden ist, dranzubleiben dem Patienten in der erfolgreichen Behandlung der Komplikation beizustehen war ein wesentlicher Teil meiner langjährigen Ausbildung.

In derartigen komplexen Fällen kann es hilfreich und notwendig sein, erfahrene Kollegen auch anderer Fachrichtungen zuzuziehen, gemeinsam zu operieren oder gar einen Patienten zu übergeben.

Und so kommen beispielsweise Patienten mit komplexen orthopädischen Fuß- und nervenchirurgischen Fragestellungen oder Patientinnen im Falle von Tumorerkrankungen der Brust, langwierigen Beschwerden nach Brustimplantaten, oder auch dermatologische „Sonderfälle“ zu mir in die Ordination, oder ich setze mich auf´s Rad und komme direkt in die Ordination des jeweiligen Kollegen zu einer gemeinsamen interdisziplinären Untersuchung und Patientenbesprechung – komplizierte Fälle erfordern zumindest einen raschen, einfachen, und unkomplizierten Zugang.

Meine Zuweiser, Zuratezieher wie auch meine persönlichen Ansprechpartner verbindet die Dankbarkeit unserer gemeinsamen Patienten – dieses Netzwerk soll auch hinkünftig für „komplizierte Fälle“ ein tragfähiges Auffangnetz sein.

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